EM 2012

Bocceta bringt Farbe ins Spiel

Gut organisiert ist der Verband

Der Einzelwettbewerb hat einen hohen Stellenwert

WBö Pesaro, Eins kann man sagen die Italiener bringen Farbe unter den Boßlern, nicht nur wegen ihrer Gestik und Mimik. Farbenprächtig, von einfarbig bis gepunktet, alles scheint möglich zu sein, dieser Überzeugung kommt bei spätestens beim Besuch eines Herstellers von der Bocetta. Größe und Gewicht sind nicht wie beim FKV genau festgelegt. Die Bocetta wiegt zwischen 400 und 700 Gramm und hat einen Durchmesser von 65 bis 90 Millimeter. Die Kugel setzt sich aus einem Marmor/Eisen/Kunststoffgemisch zusammen.  
Gut organisiert ist der Verband „Bocetta“, mit dem jetzigen Vorsitzenden Maurizio della Constanza. Der Verband befindet sich in Mittelitalien und wird in den Landkreisen Pessaro-Urbino, in den Orten Pesaro, Fano, Ancona, Macerata und Perugia betrieben. Die weiteste Entfernung zwischen den Orten beträgt dabei ca 100 Kilometer. Aber auch auf Sizilien soll eine Art Boßelsport mit 500 Mitgliedern betrieben werden. Der Dachverband in Italien ist die Unione Italiana Sport Popolari. Darunter gibt es wiederum 21 Unterverbände, eine davon ist die Liga Giochi e SportTradizonali ,mit 7000 Mitgliedern. Dort gibt es auch alte Traditionssportarten wie Ruzzola und Tamburella. Der Liga Giochi e Sport Tradizionali gehört auch der Bocetta Verband, mit ca 1000 „Bocciatori“ an. Bis ins Mittelalter läßt sich der Bocetta-Sport zurückverfolgen. Seit 1974 gibt es organisierte Bocetta-Wettbewerbe. Beim Mannschaftsboßeln werfen fünf bis acht Spieler gegen einander. Alle Bocciatori einer Mannschaft werfen beim zweiten Durchgang dort ab, wo nach dem ersten Durchgang der Werfer mit der weitesten Kugel liegen geblieben ist. Nach drei Durchgängen wird zwischen Mannschaft A und B, der 1. Punkt verteilt. Bei sechs Zählern ist der Siegpunkt erreicht. Bei einem knappen Resultat, Remis (5:5) hat jeder Aktiver 39 Würfe absolviert. Dann gibt es noch den Einzel- und Zweierwettbewerb. Die ranghöchste Meisterschaft, den höchsten Stellenwert hat die italienische Einzelmeisterschaft. Hier gibt es zwei Matches (morgens und nachmittags). Ein komplettes Regelwerk sorgt für Klarheit. So ist ein Wurf nur gültig wenn er zuerst die Straße berührt hat (wie beim FKV). Beim Schneiden einer Kurve (Portata) muß auch zuerst der Straßenbelag berührt werden. In dem Regelwerk ist über Schiedsrichter, Spesen und Preise alles geregelt. Am Hügel, beim Zurückrollen, darf die Kugel angehalten werden. Geworfen wird am frühen Sonntagmorgen um 8 Uhr. Es gibt keine Schüler- und Jugendmannschaften. Junge Talente, kommen meist über die Eltern und Verwandte zum Boßelsport, werfen bei den Männern mit. Erst seit 2000 sind  Frauen dabei, wobei der Anteil der weiblichen Werfer nach wie vor gering ist.  

Kategorie: Boßeln, geschrieben am 11.05.2012 von Robert Schröder